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Frühstück im Atlantis Royal – ein gesellschaftliches Schauspiel

  • Autorenbild: TRiX
    TRiX
  • 6. Dez.
  • 2 Min. Lesezeit

Ich sitze gerade beim Frühstück im Atlantis Royal in Dubai.

6-bestes Hotel weltweit.

Und was sich hier jeden Morgen abspielt, ist besser als jede Netflix-Serie.


Ein einziges großes Gesellschaftstheater – live, ungefiltert, von früh bis spät.

Zuschauer? Alle.

Darsteller? Noch mehr.


Etwa 40 % der Gäste bewegen sich angenehm unauffällig durch den Raum.

Gepflegt, stilvoll gekleidet, benimm­sicher.

Man merkt: Sie wissen, wie man sich in so einem Umfeld bewegt. Leise, respektvoll, ohne Show.

Dazu zähle ich mich auch – ganz entspannt 🙂


Dann kommen die nächsten 40 % – die Fake-Welt.

Bikini plus durchsichtiges Poleiro über den Hüften. Beim Gehen sichtbar mehr als nötig wäre – man fragt sich, ob der Spiegel im Zimmer defekt war.

Aufgespritzte Lippen, oft knallrot geschminkt – um 10 Uhr morgens.

Andere im schweren Abendkleid mit Perlenträgern, bereit für einen Gala-Abend, aber am Croissant-Stand.

Oder mit dem gesamten Schmucksortiment am Körper – scheinbar alles, was je gekauft wurde, gleichzeitig im Einsatz.


Von diesen 40 % haben gut die Hälfte wenigstens etwas Ahnung von Benehmen – sie fallen lediglich optisch auf.

Die andere Hälfte jedoch…

High Heels auf Marmorböden, als wäre es der allererste Spaziergang im Leben.

Gesichter voller Konzentration, weil es schon eine Höchstleistung ist, Teller und Körper gleichzeitig Richtung Tisch zu bewegen.


Dann gibt es die 15 % der stillen Glücklichen.

Man erkennt sie sofort.

Sie haben lange gespart für diesen Aufenthalt.

Sie sind normal gekleidet, strahlen von innen und trinken morgens schon Champagner – nicht aus Show, sondern aus purer Freude.

Ihre Teller sind randvoll, weil sie alles probieren wollen.

Sie genießen jeden Moment.

Und genau das wirkt… ehrlich schön.


Bleiben die letzten 5 %.


Und diese Kategorie hat ein klares Geschlecht: Männer.


Heute nenne ich einen von ihnen einfach „Gorilla“.


Er betritt den Raum mit der Haltung:

Regeln gelten für alle – außer für mich.


Kleiderstil egal. Angeblich reich, also glaubt er, ihm gehört die Etikette gleich mit.

Der Gang wie aus der Gosse, die Stimme roh, jedes Wort ein Befehl.

Das Personal wird behandelt wie Bedienstete zweiter Klasse – herablassend, respektlos, laut.


Alleine sitzt er am Tisch.

Was kommt, wundert mich nicht.

Wer möchte schon so früh mit so einer Energie frühstücken?


Er isst, als wäre er direkt aus dem Regenwald ins Atlantis teleportiert worden.

Nach wenigen Minuten sieht der Tisch aus, als hätte man dort eine kulinarische Version von „mise en place – zerstört“ veranstaltet.


Mir verging der Appetit.

Und trotzdem schaute ich immer wieder hin – weil solche Szenen eine Frage aufwerfen:


Wo lernt man so ein Benehmen?


Oder eher:

Wo lernt man es eben nicht?


Der alte Satz kommt mir in den Sinn:

Du kriegst das Mädchen aus der Gosse, aber die Gosse nicht aus dem Mädchen.


Oder Bligg singt es treffend in „Manhattan“:

Stil kann man nicht lernen. Man hat ihn – oder man hat ihn nicht.


Und genau darum geht es hier.


Luxushotels zeigen sehr schnell, wer nur Geld hat – und wer echte Klasse besitzt.

Geld kauft Zutritt.

Aber Stil, Respekt und Haltung bringt man selbst mit.


Und jetzt…

Genug gelästert 😉

Ich bestelle mir einen zweiten Kaffee und genieße weiter dieses faszinierende Schauspiel namens Menschsein.

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